Haus 03

Haus 3

Schmehausen Hausnummer 3, in der Kirchspielgemeinde Uentrop- Haaren- Schmehausen, im September 1984

Informant: Willi. Crüsemann

Hausstelle: Wilhelm Crüsemann, Beruf Bauer, vormals Hoppe, dann Brünninghausen gt. Graevinghoff

Haus Nr.: 3

Standort: Bis 1986 wie bisher

Flurbezeichnung: Rottkamp, Flur 5.

Die Gebäude wurden, nachdem sie Monate leer standen und z.T. Balken (Hölzer) ausgesägt und Türen entwendet waren, Ende 1987 und Anfang 1988 niedergelegt, d.h. das große Wohn/Wirtschaftsgebäude ist in Einzelteile zerlegt und die Balken mit Nr. versehen, abgebaut wor­den. Die Dachpfannen wurden ebenfalls aufgehoben und alles der Stadt Hamm zur Verfügung gestellt. Siehe besondere Anlage

Etwa 100 m nördlich der Buskenstraße, der heutigen Siegenbeckstraße, direkt an der Ostseite der Autobahn gelegen. Bis zum Bau der Autobahn 1935, war der Hof Anlieger der nördlich des Anwesens verlaufenden Hornstraße; sie wurde später eingezogen auf diesem Teilstück. Ab 1967, Eingemeindung in die Großgemeinde Uentrop, erfolgte die Umbenennung der Buskenstraße in die Industriestraße. Nach der 1975 folgenden Eingemeindung in die Stadt Hamm erhielt sie den Namen Siegenbeck­straße; nachdem ältesten Anlieger in Uentrop, Schlotmann, früher Siegenbeck auch Zeggenbeck einst genannt.

Beschreibung: Landwirtschaftliches Anwesen, Hof, mit einem am Hof befindlichen kleinen Eichenwald – er lag zwischen der westlich gelegenen Hofscheune und der Autobahn – welcher bei der Verbreiterung der Autobahn restlos abgeholzt wurde. Ein großes, lang gezogenes Ziegel-Fachwerkhaus, mit beiderseitigem Krüppelwalmdach, in N/O-S/W-Richtung. N/0 = Wohntrakt, S/W = Stallungen und Dehle. Hauseingang an der Südseite. Auf der gegenüberliegen­den Hausseite ein Ausgang von der Waschküche.

Der Dehleneingang mit Vorschöpsel an der S/W-Seite des Hauses (Giebel) trägt folgende Balkeninschrift (in Latein-Buchstaben geschrieben):

Wer ein und ausgeht durch die Tür, der soll bedenken für und für, daß unser Heiland Jesus Christ, die rechte Tür zum Himmel ist.

Christian Hoppe und Henriette Graevinghoff am 28. Mai 1863

Die Dehle ist mit geschliffenen Kalksteinen ausgelegt. Das Gebäude, d.h. der Wohnteil wurde nachweislich 1840, die Stallungen mit Dehle lt. Inschrift 1863 errichtet.

Baujahr: 1840/63 Baumeister:

Maße: Länge 24,70m, Breite 12,50m, Höhe 12m

An der Nordseite des Hauses, den Stallungen, ist 1910 ein Viehhaus (Massivbau) angebaut worden und zwar im Winkel zum Haus, etwa in N/W – S/0 – Richtung mit Giebeldach; mit einem Ausbau (Aufzug) zum Hof. Baujahr: 1910, Maße: Länge 17,53m, Breite 10,15m, Höhe 9m. Der vorgenannte Stall reichte mit seiner Westgiebelecke an ein 1857 errichtetes Wohn- und Backhaus; in Ziegelfachwerk und mit Giebeldach in ungefähr NNO/SSW- Richtung.

Über dem Türeingang an der Südseite dieses kleinen 2-geschossigen Fachwerkhauses welches vermutlich an­fangs Wohnzwecken diente, evtl. auch für das Gesinde, ist im Türbalken in Druckschrift eingeschnitten:

1857, DEN 4. JULI HABEN DIE EHELEUTE CHRIST. HOPPE UND HENRIETTE GRAEVINGHOFF DIES GEBÄUDE AUFRICHTEN LASSEN

Baujahr: 1857, Maße: Länge 10,45m Breite 5,90m     Höhe 9m

Im Winkel zum Westgiebel des großen Fachwerkhauses steht auf der Südseite nach Westen versetzt, eine Scheune mit Spitzgiebeldach in NIO – S/W- Richtung; zum Teil Fachwerk und Massiv, davon ein Teil unterkellert. Einer der beiden Torbalken (2 Tore) dieser Scheune trägt folgende Inschrift:

Bauer Wilhelm Graevinghof

Gott mit uns Ihm sei die Ehre

Gattin Maria Bussmann gn. Senger

Errichtet den 26. Juli 1879                                                                             M. König

Baujahr: 1879                                                                Baumeister: M. König

Maße: Länge 16,51m, Breite 7,87m, Höhe 9m

Westlich gegenüber dem Dehleneingang hat eine massive Scheune mit Giebeldach in N/S-Richtung ihren Standort. Hier wurden im Bausee (= Bezeichnung für Lager in der Scheune für ungedroschenes Getreide) Erntevorräte ge­lagert und andererseits landwirtschaftliche Geräte und Fuhrwerke, später motorisierte Fahrzeuge u.a. unter­gestellt.

Baujahr: 1931, Maße: Länge 15m, Breite 12m, Höhe 9m

Eine bis dahin dort stehende alte Fachwerkscheune mit gebauten luftdurchlässigen Wänden, musste 1931 der o.g. neuen Scheune weichen. An der neuen Scheune ist an der Südseite 1950 ein Ge­räteraum und Hühnerstall mit einem Abdach angebaut worden und hat die Maße 8,5m x 12m.

Zufahrt: Von der Siegenbeckstraße; früher Buskestraße. Der Zufahrtsweg gleich links hinter der Autobahnunter­führung beginnend, führt nach etwa 100 m zwischen den beiden Scheunen hindurch, auf den nach Norden geöffne­ten Innenhof.

Vor dem Autobahnbau hatte der Hof seine Zufahrt von der damaligen Bornstraße, an der Nordseite des Hofes; daher die entsprechende Gebäudeanordnung.

Geschoßhöhe: Unten 2,55m und oben 2,20m (Fachwerkhaus)

Größe: In ha des landw. Besitzes 1960 ca. 26ha

Viehhaltung: Neben der Landwirtschaft als Haupterwerb um 1950: 7 Kühe, 3 Rinder,

6 Jungvieh, 4 Schweine, 1 Sau, 5 Ferkel 20 Hühner, 2Pferde, 2 Fohlen. Vor Motorisierung der Landwirtschaft

Getreideertrag: 1960 = 36 dz, 1983 = 40 dz (Doppelzentner)

Hauspersonal o. Familie: 1940= 1 Knecht, 1 Magd,  1950= und später nur Aushilfen

Bodenbeschaffenheit: 27 – 54 Bodenpunkte ( In der Heide (Knoacken) und an der Lippe Ton)

Sonstiges: Ein Ziehbrunnen befand sich an der Nordseite des Hauses, wo auch die Waschküche lag. Der Hausgarten ist auf der Südseite gegenüber dem Wohntrakt angelegt. Vor dem Hauseingang stehen: 1 Lindenbaum und 2 Kastanienbäume

Etwa 8m vor der östlichen Giebelseite des Fachwerk­gebäudes befand sich der Teich. Er war schon sehr verlandet und ist mit anfallender Erde vom Kraftwerks­bau (VEW) eingeebnet worden. Der Hof besaß bis etwa 1931 eine Göpelanlage. Über ein evtl. Bienenhaus am Hofe ist nichts bekannt. Der Backofen ist bis in die 50er Jahre benutzt worden. Als wir nach Beendigung der Kriegshandlungen von Vel­linghausen zurück waren und am Mittagstisch saßen, -so berichtet Wilhelm Crüsemann – erzählte mein Groß­vater, er war bekanntlich von einer Granate schwer verletzt worden, dass er u.a. Schmucksachen und Gold in einer Milchkanne am Holunderbusch vergraben habe. Als eine bei uns wohnende Polin das Essgeschirr vom Tisch abräumte, sprach er nicht weiter darüber. Kurze Zeit darauf erlag er seinen schweren Verletzungen. Es gibt auf unserem Hof viele Holunderbüsche, weshalb wir trotz intensiver Suche seit 1945, auch mit einer Sonde, diese Kanne nicht gefunden haben.

Andere vergrabene Kannen mit Lebensmittel u.a. fanden sich im Garten nach kurzer Zeit wieder. (Ausführlicher Bericht von Wilhelm Crüsemann unter: Kriegs- bezw. Nachkriegserinnerungen 1945). Die große Steinküche inmitten des Wohntraktes, mit der offenen Herdstelle, Rauchfang und den Delfter Kacheln (sie fielen der Spitzhacke zum Opfer) wurde 1947 räumlich aufgeteilt und umgebaut; finanziert während der Speck- und Eierwährung, der schlech­ten nach dem Kriege 1945. Bei dieser Gelegenheit ist auch die Haustür versetzt worden. Die alte Reichsmark war in dieser Zeit bis zur Währungsreform, am 20. Juni 1948, fast wertlos. 1985 hat Wilhelm Crüsemann seien Hof an die VEW-Dortmund verkauft und in Rhynern/Allen einen Kotten erworben und. Ist 1986 nach dort übergesiedelt. Ihm gehört durch Erbgang in Haaren, ehem. Hsnr. 5, der Hiddemann gt. Schwarte Hof, an der heutigen Sundernstraße.

Kurze Familiengeschichte: 1870 erbte der Sohn Wilhelm, des Bauern Matthias       Brünninghausen gt. Graevinghoff zu Uentrop, den Hof von seinem Onkel Christian Hoppe und seiner Tante, Henriette geb. Graevinghoff (aus Uentrop). Wilhelm Brünninghausen gt. Graevinghoff, Bauer geb. 7. Dez. 1845,                         gest. 26. Juli 1901 i. Schmeh. verh. oo 14. Nov. 1872 mit seiner Nachbarin, Marie geb. Bussmann gt. Senger aus Schmehausen, Hsnr. 1 geb. 13. Nov. 1850, gest. 29. Juni 1915 i. Schmeh.

Nachfolger: Mathias Brünninghausen gt. Graevinghoff, Bauer, geb.19.Nov.1874, gest. 6. April 1945 i. Schmeh. verh. oo 8. Juni 1905 mit Henriette geb. Hiddemann gt. Schwarte aus Haaren,Hr. 5 geb.16. Febr. 1879gest.19. März 1946 i. Schmeh.

Nachfolger: Julius Crüsemann, Bauer, aus Klotingen Krs. Soest, geb. 22. Sept. 1902, gest. 21. Juni 1969 i. Schmeh. verh. 00 7. August 1935 mit Marie Brünninghausen gt. Graevinghoff, Tochter d. o.G. geb. 1. Sept. 1912, gest. 12. Sept. 1983 in Schmeh.

Nachfolger: Wilhelm Crüsemann, Bauer geb. 26. März 1937